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Mitgliedervorstellung: Janina Wildfeuer

1. An und mit welchen Wissensformaten arbeitest du gerade und findest du diese in deinem eigenen Alltag wieder?

Ich habe gerade ein kleines Projekt zu so genannten ‚instruction comics‘ abgeschlossen, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Diese englischsprachigen Comics sind eigentlich Poster mit Erste-Hilfe-Anleitungen, die zum Beispiel (laut Gesetzesgrundlage) in Restaurants und Bars in New York hängen müssen, um ihre Besucher*innen darüber zu informieren, was in einem Notfall zu tun ist. Unser Korpus bestand aus knapp 40 Postern zum so genannten Heimlich-Griff, der angewendet werden soll, wenn Menschen durch einen Fremdkörper in der Luftröhre zu ersticken drohen. Alle diese Poster sind mit sehr typischen Elementen aus Comics und Graphic Novels gestaltet und erzählen neben den Anweisungen für die Erste-Hilfe-Maßnahme oft auch noch eine kleine Geschichte. Einige haben sehr aufwändig gezeichnete und phantasievolle Darstellungen, andere nutzen das typische Seitenlayout von Comics, um die unterschiedlichen Bedingungen und Schritte der Maßnahme zu illustrieren. Wieder andere nutzen genretypische Aspekte wie die Darstellung von Zombies oder den Gebrauch von besonderen Sprechblasen. Unsere Analyse bezog sich vor allem auf die Gestaltung der Einzelseiten, die ja eigentlich sowohl Comics als auch Poster sind, und wir konnten sehr viele Parallelen zu anderen Comicseiten finden.

Tatsächlich sind mir solche Comics in meinem eigenen Alltag noch nicht aufgefallen, ich kenne wohl die typischen Poster mit Erste-Hilfe-Maßnahmen, die in einigen Büros und Firmen hängen, aber so besonders kreativ gestaltet oder mit einer Geschichte versehen sind die nicht. Erst durch weitere Recherche habe ich festgestellt, dass immer mehr solcher Informations- und Wissensformate heute in Comicform produziert werden, insbesondere auch, wenn sie für Kinder und deren Eltern gestaltet sind.

Instruction Comic ‚Choking’ © 2016 Lara Antal https://lara-antal.com

 

2. Was sollte man sonst noch über dich wissen?

Ein Großteil meiner Forschung befasst sich vor allem mit narrativen Medien wie Filmen, TV-Serien und Comics, die ich aus einer text- und diskurslinguistischen sowie semiotischen Perspektive betrachte. Ich bin zwar von Haus aus Linguistin und war auch sehr lange als solche (sowohl in der Linguistik als auch in der Anglistik und Germanistik) angestellt, werde aber von Kolleginnen aus der Sprachwissenschaft oft gar nicht als solche gesehen, weil ich mich kaum mit Sprache an sich beschäftige (und trotzdem glaube ich, dass ich ganz gute Einführungen in Morphologie oder Syntax unterrichten kann). Andererseits bin ich auch keine typische Medienwissenschaftlerin, die sich in den unterschiedlichen Film- oder Comicgenres sehr gut auskennt oder ein Faible für bestimmte Regisseurinnen oder Zeichner*innen hat. Ich bin weder eine große Kinogängerin noch lese ich regelmäßig viele Comics oder spiele Computerspiele. Stattdessen lasse ich mich immer wieder überraschen, welche interessanten Medientexte es gibt und wie diese ihre Bedeutungen konstruieren. In meinem Forschungskontext zur Multimodalität bezeichne ich mich deshalb gerne auch mal einfach als ‚multimodalist‘, obwohl es dafür im Grunde keine Universitätsstellen gibt. Inzwischen arbeite ich an der Universität Groningen im Department of Communication and Information Studies und damit streng gesehen noch einmal in einer oder mehreren anderen ‚Disziplinen‘. Darin sehe ich aber kein Problem, meine Arbeit war eigentlich schon immer sehr interdisziplinär.